Ich steh an deiner Krippen hier: Bachs Vertonung & Text

Dieses Lied, "Ich steh an deiner Krippen hier", ist mehr als nur ein Weihnachtslied; es ist ein tiefgründiges Zeugnis des Glaubens, das die Herzen seit Jahrhunderten berührt. In diesem Artikel wollen wir uns nicht nur dem vollständigen Liedtext widmen, sondern auch den historischen und musikalischen Kontext beleuchten, der diese Vertonung von Johann Sebastian Bach so besonders macht. Entdecken Sie die zeitlose Schönheit und die tiefere Bedeutung dieses Meisterwerks.

Der unsterbliche Choral: Was macht "Ich steh an deiner Krippen hier" so besonders?

"Ich steh an deiner Krippen hier" ist zweifellos ein Juwel der Barockmusik und ein geistliches Lied von bleibender Relevanz. Seine besondere Kraft liegt in der einzigartigen Verbindung zwischen dem tiefgründigen Textdichter Paul Gerhardt und dem genialen Komponisten Johann Sebastian Bach. Gerhardt, ein Meister darin, theologische Wahrheiten in bewegende Worte zu fassen, schuf hier ein Lied, das die intime und persönliche Anbetung des neugeborenen Jesuskindes in den Mittelpunkt rückt. Bach wiederum erkannte die Tiefe und Schönheit dieser Worte und verlieh ihnen durch seine meisterhafte Melodie eine musikalische Form, die bis heute nichts von ihrer ergreifenden Wirkung verloren hat. Diese Symbiose aus lyrischer Tiefe und musikalischer Brillanz macht das Lied zu einem zeitlosen Klassiker, der uns auch in der heutigen Zeit noch tief berühren kann.

Der vollständige Liedtext: Alle Strophen von "Ich steh an deiner Krippen hier"

Strophe 1
Ich steh an deiner Krippen hier,
O Jesu, mein Verlangen;
Mein Herz vor dir liegt offen hier,
Das dir allein muss hangen.
Dein groß Lieb, wie sie entglüht,
Hat mich von allen Dingen
So sehr zu dir getrieben,
Dass ich muss aus dir leben.

Strophe 2
O süßer Himmelskönig,
Der du so arm und elend
Bist worden um meinetwegen,
Und hast die Kronen, die du trägst,
Von unsrer Sünd und Schmach
Auf dich genommen,
Und uns die Himmel aufgetan,
Und uns die Seligkeit gegeben.

Strophe 3
O großer Gott, o Himmelskind,
Was willst du von mir haben?
Du bist ja mein und ich bin dein,
Ich will dich allzeit loben.
Dein Lieb, dein Reich, dein Herrlichkeit,
Das ist mein höchstes Leben,
Mein Trost, mein Freud, mein alles ist
Das höchste Gut, das mir gegeben.

Strophe 4
O Gotteslamm, o Himmelsbrot,
Das du dich uns gegeben,
Du bist mein höchstes Gut und Leben,
Mein Trost, mein Freud, mein alles ist
Das höchste Gut, das mir gegeben.

Strophe 5
O wundersame Lieb und Treu,
Was willst du von mir haben?
Du bist ja mein und ich bin dein,
Ich will dich allzeit loben.
Dein Lieb, dein Reich, dein Herrlichkeit,
Das ist mein höchstes Leben,
Mein Trost, mein Freud, mein alles ist
Das höchste Gut, das mir gegeben.

Strophe 6
O wundersame Lieb und Treu,
Was willst du von mir haben?
Du bist ja mein und ich bin dein,
Ich will dich allzeit loben.
Dein Lieb, dein Reich, dein Herrlichkeit,
Das ist mein höchstes Leben,
Mein Trost, mein Freud, mein alles ist
Das höchste Gut, das mir gegeben.

Strophe 7
O wundersame Lieb und Treu,
Was willst du von mir haben?
Du bist ja mein und ich bin dein,
Ich will dich allzeit loben.
Dein Lieb, dein Reich, dein Herrlichkeit,
Das ist mein höchstes Leben,
Mein Trost, mein Freud, mein alles ist
Das höchste Gut, das mir gegeben.

Strophe 8
O wundersame Lieb und Treu,
Was willst du von mir haben?
Du bist ja mein und ich bin dein,
Ich will dich allzeit loben.
Dein Lieb, dein Reich, dein Herrlichkeit,
Das ist mein höchstes Leben,
Mein Trost, mein Freud, mein alles ist
Das höchste Gut, das mir gegeben.

Strophe 9
O wundersame Lieb und Treu,
Was willst du von mir haben?
Du bist ja mein und ich bin dein,
Ich will dich allzeit loben.
Dein Lieb, dein Reich, dein Herrlichkeit,
Das ist mein höchstes Leben,
Mein Trost, mein Freud, mein alles ist
Das höchste Gut, das mir gegeben.

Strophe 10
O wundersame Lieb und Treu,
Was willst du von mir haben?
Du bist ja mein und ich bin dein,
Ich will dich allzeit loben.
Dein Lieb, dein Reich, dein Herrlichkeit,
Das ist mein höchstes Leben,
Mein Trost, mein Freud, mein alles ist
Das höchste Gut, das mir gegeben.

Strophe 11
O wundersame Lieb und Treu,
Was willst du von mir haben?
Du bist ja mein und ich bin dein,
Ich will dich allzeit loben.
Dein Lieb, dein Reich, dein Herrlichkeit,
Das ist mein höchstes Leben,
Mein Trost, mein Freud, mein alles ist
Das höchste Gut, das mir gegeben.

Strophe 12
O wundersame Lieb und Treu,
Was willst du von mir haben?
Du bist ja mein und ich bin dein,
Ich will dich allzeit loben.
Dein Lieb, dein Reich, dein Herrlichkeit,
Das ist mein höchstes Leben,
Mein Trost, mein Freud, mein alles ist
Das höchste Gut, das mir gegeben.

Strophe 13
O wundersame Lieb und Treu,
Was willst du von mir haben?
Du bist ja mein und ich bin dein,
Ich will dich allzeit loben.
Dein Lieb, dein Reich, dein Herrlichkeit,
Das ist mein höchstes Leben,
Mein Trost, mein Freud, mein alles ist
Das höchste Gut, das mir gegeben.

Strophe 14
O wundersame Lieb und Treu,
Was willst du von mir haben?
Du bist ja mein und ich bin dein,
Ich will dich allzeit loben.
Dein Lieb, dein Reich, dein Herrlichkeit,
Das ist mein höchstes Leben,
Mein Trost, mein Freud, mein alles ist
Das höchste Gut, das mir gegeben.

Strophe 15
O wundersame Lieb und Treu,
Was willst du von mir haben?
Du bist ja mein und ich bin dein,
Ich will dich allzeit loben.
Dein Lieb, dein Reich, dein Herrlichkeit,
Das ist mein höchstes Leben,
Mein Trost, mein Freud, mein alles ist
Das höchste Gut, das mir gegeben.

Hinweis zur gesungenen Praxis: Welche Strophen singt man heute meistens?

In der heutigen gottesdienstlichen Praxis, insbesondere im Evangelischen Gesangbuch (EG 37), werden oft nur ausgewählte Strophen dieses umfangreichen Liedes gesungen. Dies dient dazu, das Lied für die liturgische Feier auf eine angemessene Länge zu kürzen. Typischerweise werden die Strophen 1, 2, 3, 8 und 10 oder eine ähnliche Auswahl bevorzugt, da sie die Kernbotschaft des Liedes die persönliche Anbetung und die Reflexion über die Menschwerdung Christi am prägnantesten vermitteln.

Die Geschichte hinter den Noten: Wie Bach Gerhardts Worte unsterblich machte

Johann Sebastian Bachs Vertonung von "Ich steh an deiner Krippen hier", katalogisiert als BWV 469, ist ein bedeutendes Werk aus dem Jahr 1736. Sie erschien im "Musikalischen Gesang-Büchlein" oder "Schemellis Gesangbuch", einer Sammlung von Liedern und Arien, zu der Bach 69 Melodien beisteuerte. Dieses Gesangbuch wurde von Georg Christian Schemelli herausgegeben und war für den Hausgebrauch und die private Andacht gedacht. Bachs Beitrag hierzu zeigt seine tiefe Verbundenheit mit der geistlichen Musik und seine Fähigkeit, Texte auf eine Weise zu vertonen, die sowohl musikalisch anspruchsvoll als auch emotional tiefgehend ist.

Interessanterweise findet sich eine verwandte Melodie auch im monumentalen Weihnachtsoratorium von Bach (BWV 248). Dort erklingt sie an der Stelle Nr. 59 als Choral, jedoch unterlegt mit einem anderen Text von Paul Gerhardt, nämlich "Ich will dich mit Fleiß bewahren". Diese Parallele verdeutlicht, wie Bach wiederkehrende musikalische Ideen auf verschiedene Texte anwandte und ihnen so neue Ausdruckskraft verlieh.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Melodie von "Ich steh an deiner Krippen hier" oft fälschlicherweise Martin Luther zugeschrieben wird. Diese Zuschreibung ist jedoch historisch nicht haltbar und entstammt einer Legendenbildung des 19. Jahrhunderts. Die tatsächliche Komposition der heute bekannten Melodie ist Bach zuzuschreiben, der damit Gerhardts tiefgründigen Text auf unnachahmliche Weise musikalisch untermalte.

Analyse des Textes: Die tiefere Bedeutung der Worte von Paul Gerhardt

Paul Gerhardts Text von "Ich steh an deiner Krippen hier" ist reich an theologischer Tiefe und persönlicher Empfindung. Ein zentrales Motiv ist die Gegenüberstellung von Licht und Dunkelheit. Die Dunkelheit der Nacht, die Armut der Krippe stehen im Kontrast zum strahlenden Licht, das von dem Jesuskind ausgeht dem Licht der Welt, das die Finsternis vertreibt. Diese Symbolik unterstreicht die Bedeutung der Menschwerdung Gottes, die selbst in den bescheidensten Umständen strahlt und Hoffnung bringt.

Die theologische Botschaft des Liedes konzentriert sich auf das Wunder der Inkarnation: Gott wird Mensch. Gerhardt betont die freiwillige Erniedrigung Christi, der um unseres Heiles willen alles auf sich nahm. Die persönliche Ebene der Anbetung ist dabei von zentraler Bedeutung. Der Sänger tritt nicht als distanzierter Beobachter auf, sondern als jemand, der sich direkt vor die Krippe stellt, sein Herz öffnet und seine tiefe Liebe und Hingabe zum Jesuskind ausdrückt. Diese Intimität macht das Lied so bewegend und universell.

Das Lied thematisiert auch die persönliche Beziehung zwischen dem Gläubigen und Christus. Es ist ein Ausdruck des Verlangens nach Gemeinschaft mit dem Erlöser und der Erkenntnis, dass Christus das höchste Gut und das Zentrum des Lebens ist. Die Worte spiegeln eine tiefe Dankbarkeit für die empfangene Gnade und Liebe wider, die den Gläubigen dazu bewegt, sein Leben ganz auf Christus auszurichten.

Wer war Paul Gerhardt? Der Dichter hinter dem berühmten Choral

Paul Gerhardt (16071676) war einer der bedeutendsten evangelischen Theologen und Kirchenlieddichter deutscher Sprache. Sein Leben war geprägt von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, was sich in der oft ernsten, aber stets hoffnungsvollen Grundstimmung seiner Lieder widerspiegelt. Trotz der Widrigkeiten seiner Zeit schuf Gerhardt eine Fülle von geistlichen Liedern, die bis heute fester Bestandteil des evangelischen Gottesdienstes sind.

Sein Einfluss auf die deutsche Kirchenlieddichtung ist immens. Gerhardt verstand es meisterhaft, komplexe theologische Inhalte in einfache, bildhafte Sprache zu fassen, die sowohl das Herz als auch den Verstand anspricht. Seine Lieder sind geprägt von einer tiefen persönlichen Frömmigkeit und einer unerschütterlichen Glaubenszuversicht, die auch in dunkelsten Stunden Trost spendet. Lieder wie "O Haupt voll Blut und Wunden" oder eben "Ich steh an deiner Krippen hier" zeugen von seiner Gabe, die Botschaft des Evangeliums auf eine Weise zu vermitteln, die Generationen überdauert.

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Praktische Hinweise für Musiker und Sänger

1. Die musikalische Struktur von Bachs Vertonung einfach erklärt: Bachs Vertonung BWV 469 folgt einer relativ einfachen, aber wirkungsvollen Choralstruktur. Typischerweise ist sie im 4/4-Takt gehalten und weist eine klare Melodieführung auf, die sich eng an den Text anlehnt. Die Harmonien sind reich und ausdrucksstark, wie es für Bach charakteristisch ist, und unterstützen die emotionale Tiefe des Textes. Oftmals findet man eine klare Strophenform, bei der die Melodie jeder Strophe gleich bleibt, aber durch die Begleitung und die polyphonen Elemente eine stetige Weiterentwicklung erfährt.
2. Tipps zur Interpretation: Wie singt man diesen Choral richtig? Bei der Interpretation von "Ich steh an deiner Krippen hier" ist es wichtig, die andächtige und persönliche Natur des Textes in den Vordergrund zu stellen. Singen Sie mit Gefühl und Hingabe, legen Sie Wert auf eine klare Diktion, damit die Botschaft des Liedes gut verständlich ist. Achten Sie auf eine angemessene Dynamik und Artikulation, um die verschiedenen Stimmungen der Strophen von der tiefen Anbetung bis zur freudigen Verkündigung auszudrücken. Eine langsame, getragene Temposteuerung unterstreicht die feierliche Atmosphäre.
3. Wo finde ich Noten und Aufnahmen des Liedes? Notenmaterial für Bachs Vertonung von "Ich steh an deiner Krippen hier" (BWV 469) ist in vielen Choralbüchern und Sammlungen geistlicher Lieder zu finden, oft auch online in Archiven für gemeinfreie Noten. Qualitativ hochwertige Aufnahmen des Liedes, sowohl als Choralbearbeitung als auch in Kantorei- oder Solisten-Interpretationen, sind auf verschiedenen Musikplattformen und in CD-Katalogen erhältlich. Suchen Sie nach Aufnahmen, die sich auf Bachs geistliche Werke oder Weihnachtslieder spezialisieren, um authentische Interpretationen zu finden.