Bring Me The Horizon diese vier Worte rufen bei vielen Musikfans sofort eine Assoziation hervor: Wandel. Kaum eine Band hat ihre musikalische Identität über die Jahre so radikal und doch so konsequent weiterentwickelt wie die Briten um Frontmann Oliver Sykes. Was einst als aggressive Deathcore-Formation begann, hat sich zu einer globalen Größe entwickelt, die Genregrenzen sprengt und ein breites Spektrum an musikalischen Einflüssen in ihren Sound integriert. Die Frage nach der genauen Musikrichtung von Bring Me The Horizon ist daher keine einfache, sondern vielmehr eine Einladung, ihre faszinierende und vielschichtige Reise durch die Musiklandschaft zu erkunden. In diesem Artikel nehmen wir Sie mit auf diese Reise, von den brutalen Anfängen bis zur genreübergreifenden Gegenwart.
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Die Musikrichtung von Bring Me The Horizon: Eine evolutionäre Reise durch Genres
- Bring Me The Horizon begann als Deathcore-Band, bekannt für gutturalen Gesang und schnelle Rhythmen.
- Sie entwickelten sich zum Metalcore mit elektronischen Elementen und cleanem Gesang, besonders prägnant auf "Sempiternal".
- Mit "That's the Spirit" vollzogen sie einen radikalen Wechsel zu Alternative Rock und stadiontauglichen Pop-Strukturen.
- Spätere Alben wie "Amo" und die "POST HUMAN"-Reihe experimentierten mit Pop, Electronica, Industrial und Nu-Metal.
- Aktuell definieren sie ihren Sound als "Post-Genre", eine Mischung aus Hyper-Pop, Emo und Alternative Metal, die Genregrenzen bewusst einreißt.

Die brutalen Anfänge: Wie Deathcore den Sound von BMTH definierte (2004-2008)
Als Bring Me The Horizon im Jahr 2004 gegründet wurden, war ihre musikalische Ausrichtung klar definiert: Deathcore. Diese frühe Phase, die etwa bis 2008 andauerte, war geprägt von einer rohen Energie und einer Aggressivität, die typisch für das Genre war. Tief gestimmte Gitarren erzeugten einen schweren, dissonanten Klang, während schnelle Blast-Beats und ein chaotisches Schlagzeugspiel das Fundament bildeten. Der Gesang von Oliver Sykes bestand fast ausschließlich aus gutturalen Schreien und tiefen Growls, die eine beklemmende Atmosphäre schufen. Diese Elemente waren nicht nur musikalische Stilmittel, sondern spiegelten auch die oft düsteren und persönlichen Themen wider, die in den Texten behandelt wurden.
Das Album "Count Your Blessings" aus dem Jahr 2006 ist das prägnanteste Zeugnis dieser Ära. Es ist ein Werk, das die Hörer direkt in die Härte des Deathcore wirft. Die Songs sind kurz, intensiv und lassen wenig Raum für Atempause. Die Produktion ist bewusst roh gehalten, um die Ungezügeltheit der Band zu unterstreichen. Dieses Album etablierte Bring Me The Horizon als eine der aufstrebenden Kräfte in der britischen Deathcore-Szene und legte den Grundstein für ihre zukünftige Entwicklung, auch wenn es von vielen Fans heute als ihr extremster und unzugänglichster Output angesehen wird.

Der Aufstieg im Metalcore: Wie BMTH die Szene neu prägte (2008-2013)
Nach den explosiven Anfängen begann Bring Me The Horizon, ihren Sound zu verfeinern und zu erweitern. Mit Alben wie "Suicide Season" (2008) und "There Is a Hell, Believe Me I've Seen It. There Is a Heaven, Let's Keep It a Secret." (2010) vollzog die Band einen deutlichen Schritt in Richtung Metalcore. Diese Phase war gekennzeichnet durch eine bewusste Abkehr vom reinen Deathcore. Zwar blieben harte Gitarrenriffs und ein aggressiver Grundton erhalten, doch die Band begann, elektronische Elemente, Samples und Synthesizer stärker in ihre Musik zu integrieren. Gleichzeitig führte Oliver Sykes erstmals cleanen Gesang ein, was den Songs eine neue melodische Dimension verlieh und die Komplexität der Songstrukturen erhöhte.
Das Album "Sempiternal" (2013) markierte einen Wendepunkt und gilt weithin als Meisterwerk dieser Ära. Es fungierte als perfekte Brücke zwischen ihrer Metalcore-Vergangenheit und dem kommenden, poppigeren Sound. "Sempiternal" verband eingängige, hymnische Refrains und melodische Hooks mit der gewohnten Härte und Intensität. Die Produktion war deutlich polierter, und die Integration von elektronischen Klanglandschaften erreichte ein neues Niveau. Dieses Album war nicht nur kommerziell erfolgreich, sondern auch entscheidend für die künstlerische Weiterentwicklung der Band.
Ein entscheidender Faktor für diese musikalische Transformation war der Beitritt von Jordan Fish zur Band. Als Keyboarder und Programmierer brachte Fish eine Fülle von Ideen und technischem Know-how mit, das die Band dazu inspirierte, Elektronik nicht nur als Akzent, sondern als integralen Bestandteil ihres Sounds zu nutzen. Sein Einfluss war maßgeblich daran beteiligt, die elektronischen Texturen zu verfeinern und sie nahtlos in die Metalcore-Strukturen zu integrieren, was "Sempiternal" zu einem so innovativen Album machte.
Der radikale Wandel: Wie "That's the Spirit" die Metal-Welt spaltete (2014-2018)
Mit der Veröffentlichung von "That's the Spirit" im Jahr 2015 vollzog Bring Me The Horizon einen der radikalsten Stilwechsel ihrer Karriere. Die Band verabschiedete sich weitgehend vom Metalcore und wandte sich einem Sound zu, der stark von Alternative Rock, Nu-Metal-Einflüssen man denke an Bands wie Linkin Park und stadiontauglichen Pop-Strukturen geprägt war. Der gutturale Gesang von Oliver Sykes war nun fast vollständig verschwunden und wurde durch seinen kraftvollen, melodischen Clean-Gesang ersetzt. Die Songs wurden bewusst eingängiger, hymnischer und für ein breiteres Publikum zugänglich gemacht. Dieser Wandel spaltete die Fans und die Metal-Szene, da viele die frühere Härte vermissten, während andere die künstlerische Weiterentwicklung und die neuen musikalischen Horizonte feierten.
Thematisch zeigte sich auf "That's the Spirit" ebenfalls eine Entwicklung. Die Texte wurden direkter und persönlicher, thematisierten oft Depression, psychische Gesundheit und die Herausforderungen des Erwachsenwerdens in der modernen Welt. Diese Ehrlichkeit, gepaart mit dem zugänglicheren Sound, traf einen Nerv bei vielen Hörern und trug dazu bei, dass die Band eine noch größere Anhängerschaft gewann. Es war ein mutiger Schritt, der die Bereitschaft von BMTH zeigte, Risiken einzugehen und sich musikalisch neu zu erfinden, auch wenn dies Kritik von ihren langjährigen Fans nach sich zog.
Die Ära der totalen Freiheit: Pop, Experimente und Genre-Fluidität (2019-2022)
Die Phase von 2019 bis 2022 war geprägt von einer fast grenzenlosen musikalischen Freiheit und dem bewussten Spiel mit verschiedenen Genres. Das Album "Amo" (2019) war ein kühnes Experiment, das sich intensiv mit Pop, Electronica, Dance-Musik und sogar Ambient-Klängen auseinandersetzte. Es war zweifellos das kommerziellste und polarisierendste Werk der Band bisher. Die Mitglieder von Bring Me The Horizon schienen hier die Fesseln traditioneller Rock-Konventionen komplett abgeworfen zu haben und ließen sich von einer breiten Palette an musikalischen Einflüssen inspirieren. Die Reaktionen auf "Amo" waren gemischt, aber es unterstrich eindrucksvoll die Bereitschaft der Band, sich ständig neu zu erfinden und ihr Publikum herauszufordern.
Mit der EP-Reihe "POST HUMAN: SURVIVAL HORROR" (2020) zeigte die Band jedoch, dass sie die Härte nicht gänzlich aufgegeben hatte. Diese Veröffentlichung markierte eine Rückkehr zu einem deutlich härteren Sound, der jedoch eine ausgeklügelte Mischung aus Nu-Metal, Industrial Rock und elektronischen Elementen darstellte. Gleichzeitig verlor die Band nichts von ihrer melodischen Zugänglichkeit und ihrem Gespür für eingängige Hooks. Die "POST HUMAN"-Reihe demonstrierte, dass BMTH in der Lage ist, verschiedene Stile zu vereinen und einen Sound zu kreieren, der sowohl aggressiv als auch zugänglich ist, und festigte damit ihre Identität als genreübergreifende Band.
Die Post-Genre-Zukunft: Was definiert den BMTH-Sound heute? (Seit 2023)
Seit 2023 befindet sich Bring Me The Horizon in einer neuen, aufregenden Phase ihrer musikalischen Entwicklung. Das Album "POST HUMAN: NeX GEn", das 2024 veröffentlicht wurde, wird oft als eine explosive Mischung aus Hyper-Pop, Emo, Alternative Metal und elektronischer Musik beschrieben. Die Band scheint sich bewusst von jeglichen Genre-Beschränkungen zu lösen und kreiert einen Sound, der modern, experimentell und dennoch unverkennbar BMTH ist. Die Integration von Elementen aus verschiedenen musikalischen Welten ist zu einem Markenzeichen geworden, das ihre künstlerische Identität heute ausmacht.
Ein signifikanter Einschnitt in dieser Phase war der Weggang von Jordan Fish Ende 2023. Als langjähriges Mitglied und prägende Kraft hinter vielen elektronischen Elementen und Produktionsideen war sein Einfluss immens. Sein Abschied wirft die Frage auf, wie sich der Klang der Band weiterentwickeln wird. Doch die bisherigen Veröffentlichungen und die fortlaufende Experimentierfreude deuten darauf hin, dass Bring Me The Horizon auch ohne Fish ihren Weg des genreübergreifenden Sounds fortsetzen werden. Die Band nutzt bewusst Kollaborationen mit Künstlern aus unterschiedlichsten Genres, um ihre musikalische Vielfalt zu unterstreichen und ihre "Post-Genre"-Identität zu festigen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bring Me The Horizon heute nicht mehr auf eine einzige Musikrichtung reduziert werden kann. Sie haben sich bewusst dazu entschieden, Genregrenzen einzureißen und eine musikalische Identität zu schaffen, die auf Vielfalt, Experimentierfreude und ständiger Weiterentwicklung basiert. Ob man sie als Alternative Rock, Pop-Rock, Electronic Rock oder eben "Post-Genre" bezeichnen möchte, eines ist sicher: Bring Me The Horizon bleiben eine der spannendsten und unvorhersehbarsten Bands der modernen Musiklandschaft.
